Warum ich an Gott glaube
Wieviel Persönlichkeit gehört in einen Blog, in dem es hauptsächlich um Business-Themen geht? Oder anders gefragt: Wo liegt die Grenze zwischen Persönlichem und Privatem?
In meinen Posts auf LinkedIn erwähne ich hin und wieder nebenbei, dass ich Christin bin. Interessanterweise bekomme ich dann oft eine persönliche Nachricht, die in etwa so lautet: „Wie cool, du auch?“ oder „Das finde ich mutig. So etwas liest man auf dieser Plattform selten.“
Warum wir so wenig über unseren Glauben reden
Ich frage mich dann, woran es liegt, dass wir Christen so selten öffentlich dazu stehen, dass wir an Gott glauben. „Glaube ist Privatsache“ lese ich oft. Klar, es ist ein sehr persönliches Thema, mit dem jeder unterschiedliche Erfahrungen gemacht hat. Und das ist vielleicht der Hauptgrund, warum wir Christen uns nicht trauen, uns zu outen: Es gibt leider viele Menschen, die mit dem Thema Kirche oder Glaube negative Erfahrungen gemacht haben. Und die reagieren dann verständlicherweise harsch und manchmal verletzend. Weil es so ein persönliches Thema ist, fällt es vielen schwer, dabei sachlich zu bleiben.
Meine eigenen Erfahrungen mit dem Glauben sind glücklicherweise durchwegs positiv. Ich äußere mich bisher selten dazu, weil sie sehr persönlicher Natur sind. Andererseits ist mein Denken und Handeln sehr stark vom Glauben geprägt. Ohne meine Beziehung zu Gott würde ich in vielen Situationen anders reagieren. Ich behaupte sogar, ich wäre ein anderer Mensch. Warum also nicht öfter darüber reden und schreiben?
Warum ich diesen Blogbeitrag schreibe
Dieser Blogartikel ist meine Antwort auf die Challenge von Judith Peters, diese Woche über ein Thema zu schreiben, das uns – wie sie es nennt – „Content-Ängst“ bereitet. Ein Thema, das uns schon lange bewegt und über das wir uns bisher nicht getraut haben zu schreiben. Der Grund: Diese Themen haben besonders viel Potenzial, weil sie menschlich und ehrlich sind. Genau das kann uns ChatGPT nämlich nicht liefern.
Also, hier kommt meine eigene und ungeschminkte Geschichte, warum ich an Gott glaube:
Meine Kindheit in einem christlich geprägten Elternhaus
Ich bin als einziges Kind in einer Familie aufgewachsen, die schon über viele Generationen hinweg an Gott glaubt. Das hat Vor- und Nachteile. Zum einen war es für mich ganz normal, Geschichten aus der Bibel erzählt zu bekommen oder sonntags in die Sonntagsschule zu gehen. So hieß der Kindergottesdienst in unserer freikirchlichen Gemeinde. Als Kind ist es so einfach, an einen lieben Gott zu glauben. Du sprichst ein kindliches Abendgebet und glaubst, dass der Vater im Himmel auf dich aufpasst. Diesen kindlichen Glauben möchte ich auch nicht missen.
Auf der anderen Seite habe ich in meinem Elternhaus und der (recht engen) Gemeinde auch viele falsche Glaubenssätze entwickelt: Du bist nicht wichtig. Pass auf, was du tust – Gott schaut „herab auf dich“ (Danke an ein fragwürdiges Kinderlied). Wenn du immer schön brav bist, geht’s dir gut. Vor allem dieser Gedanke an einen strafenden Gott hat mich noch bis ins Erwachsenenalter begleitet.
Als mein Kinderglaube erwachsen wurde
Glücklicherweise haben meine Eltern irgendwann die Stadt und später auch die Gemeinde gewechselt. Die neue Gemeinde war nicht so eng und hatte zwei sehr aktive Jugendgruppen. Es kamen immer wieder neue Studenten, die das Gemeindeleben mit geprägt haben. Mir wurde nach und nach bewusst, dass mein Glaube eher eine Theorie war, die ich richtig fand. Aber eine Auswirkung auf meinen Alltag hatte er nicht. Und genau das wünschte ich mir.
Ich muss so um die 16 Jahre alt gewesen sein, als ich angefangen hab zu beten: „Gott, ich möchte dich wirklich erfahren. Bitte verändere was in meinem Leben.“ Und da gab es so Einiges, dass ich gerne ändern wollte. Ich war zum Beispiel extrem schüchtern und schaffte es nicht, vor anderen meine Meinung zu äußern. In dieser Zeit freundete sich eine junge Frau mit mir an, die super extrovertiert war – also genau das Gegenteil von mir. Das war für mich eine Gebetserhörung, denn sie half mir, aus meinem Schneckenhaus herauszukommen.
Warum ich heute (immer noch) an Gott glaube
Fast forward to today. Inzwischen sind einige Jahrzehnte vergangen. Ich bin gewachsen – als Frau, Mutter, selbständige Designerin und auch als Christin. Viele meiner alten Glaubenssätze habe ich als solche entlarvt und lerne, die neuen Erkenntnisse umzusetzen. Geholfen haben mir dabei gute Bücher und Predigten, Gespräche und das Lesen der Bibel.
Ich habe verstanden, dass Gott alles andere als ein strenger Vater ist, der mit Strafen droht. In der ganzen Bibel finden sich Geschichten von Menschen, die von ihm eine zweite oder dritte Chance bekommen. Von Mose, der als junger Mann zum Mörder wurde, wird zum Beispiel gesagt, dass Gott mit ihm redete, „wie ein Mann mit seinem Freund redet“. Oder die Ehebrecherin, die von religiösen Männern an den Pranger gestellt wurde, wird von Jesus in Schutz genommen. Überhaupt hat Jesus viel mit Frauen gesprochen – ein Tabu in damaliger Zeit. Aber das ist ein anderes Thema.
Heute weiß ich, dass ich Gottes geliebte Tochter bin und dass er es gut mit mir meint. Das ist nicht nur eine Überzeugung in meinem Kopf. Ich erlebe immer wieder in Alltagssituationen, wie er meine Gebete beantwortet und Situationen löst, die mir viel Kopfzerbrechen bereitet haben. Sogar mein Kreativ-Loch kann ich ihm nennen und er schenkt mir wieder neue Ideen. Und wenn Leute mir sagen, dass ich ein Mensch bin, der Haltung zeigt, dann weiß ich: Das ist auch so eine Sache, die Gott an mir verändert hat.
Und du?
Das war jetzt der persönlichste Post, den ich jemals geschrieben hab. Und nachdem ich einmal angefangen hatte, war es gar nicht so schwer. 😀 Jetzt weißt du, was mich im Innersten antreibt und bewegt.
Bestimmt hast du deine ganz eigenen Erfahrungen mit dem Thema Glauben gemacht. Und falls es eher negative sind, möchte ich dir gerne Mut machen. Hinterfrage deine eigenen Glaubenssätze und überleg dir: Was, wenn es Gott doch gibt? Was, wenn ich mit ihm sprechen kann? Auch wenn es sich doof anfühlt, sprich doch einfach mal ein kurzes Gebet. Ich bin mir sicher, es wird nicht unbeantwortet bleiben.

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